Unter dem Goldstandard ist ein Währungssystem zu verstehen, das sich dadurch charakterisiert, dass die Geldmengen eines Landes aus Gold bestehen, indem Münzen geprägt werden, oder Papiergeld auf Goldeinheiten ausgestellt wird. Die Banken garantieren einen Preis zwischen der Geldeinheit und dem Gold, zu der sie bereit sind Geldeinheiten in unbeschränkten Mengen gegen Gold zu tauschen. Der internationale Goldstandard ist mit einer Fixierung der relativen Preise der einzelnen Währungen verbunden, was zu einem fixierten nominalen Wechselkurs führt. Bei dem reinen Goldstandard entspricht die Geldmenge wertgleich dem Goldbestand eines Landes. Das Währungsregime des Goldstandards war von 1870 bis zum Ersten Weltkrieg vorherrschend. Der Goldstandard verlor nach dem Ersten Weltkrieg an Bedeutung und fand schließlich durch die Sterlingkrise 1931 sein Ende. Das nachfolgende Währungssystem des Goldstandards war das System von Bretton Woods.
Entstehung
Der Ursprung des Goldstandards basiert auf zwei Ursachen. Die erste Ursache ist darin zu sehen, dass im Jahre 1717 Isaac Newton als damaliger britischer Münzmeister einen zu niedrigen Goldpreis für Silber festsetzte. Dies hatte zur Folge, dass bis auf ein paar beschädigte Silbermünzen das Silber aus dem Geldumlauf verschwand. Eine zweite Ursache ist darin begründet, dass in England die industrielle Revolution begann und Großbritannien damit zu einer führenden Finanz- und Handelsmacht aufstieg. Für alle Länder, die mit Großbritannien Handel trieben und Kredite in Anspruch nehmen wollten, war die britische Geld- und Währungspolitik eine Alternative zum bisher verbreiteten System der Silberwährung. Das führte dazu, dass die wichtigsten Handelsmächte dazu übergingen ihre Währung in Gold zu definieren und diese Währung in Gold zu konvertieren. Aus den Entscheidungen der nationalen Regierungen konnte ein fester Wechselkurs entstehen. Die wirtschaftliche Entwicklung und der zunehmende Handel machten die Entstehung von Zentralbanken erforderlich. Ihre Aufgabe bestand darin, die Höhe der Goldreserven zu erhalten und somit die Währung zu sichern. Der Goldstandard war ab 1870 das dominierende Währungssystem.
Goldautomatismus
Bereits im achtzehnten Jahrhundert entwickelte David Hume das price-specie-flow model, der auch Goldautomatismus genannt wird. Das Modell basiert auf vereinfachenden Grundannahmen. In diesem Modell wird nur die Zirkulation der Goldmünzen betrachtet und die Rolle der Banken wird vernachlässigt. Wenn ein Exporteur für seine ausgeführten Waren mit Gold bezahlt wurde, brachte er es in eine Münzanstalt zum Prägen von Münzen. Sobald ein Importeur Waren ins Land einführte, bezahlte er die Waren mit Gold. Dies wurde als Export von Gold betrachtet. Ein Land, welches mehr Gold für Waren exportiert als importiert, weist ein Handelsbilanzdefizit auf. Das bedeutet einen Abfluss an Gold. Da in diesem Land weniger Goldmünzen im Umlauf waren, hatte dies fallende Preise zur Folge. Im Ausland hatte dies den Effekt, dass die Preise aufgrund des erhöhten Goldumlaufs stiegen; der Goldmünzenzufluss hatte eine Änderung der relativen Preise zur Folge. Diese Preiserhöhung hatte zur Folge, dass die importierten Güter im Defizitland teurer wurden und ihr Absatz zurück ging. Für die Ausländer haben sich die Waren aus dem Defizitland verbilligt und sie erhöhten den Konsum. Das hatte für das Defizitland einen steigenden Export zur Folge und im Gegenzug gingen die Importe zurück. Das System funktionierte, bis das Ungleichgewicht der Handelsbilanzen ausgeglichen war.
Doppelwährung
Die Währungsbestimmungen vieler Länder im neunzehnten Jahrhundert erlaubten eine gleichzeitige Prägung von Gold- und Silbermünzen, den sogenannten Bimetallismus. Nur in Großbritannien gab es eine uneingeschränkte Goldwährung. Eine reine Silberwährung war dagegen in den deutschen Staaten, Österreich-Ungarn, Russland, Skandinavien, und in den fernöstlichen Ländern vorherrschend. Das Bindeglied zwischen dem Gold- und Silberblock stellten dabei die Staaten mit einer Doppelwährung dar. Nach einer Theorie von Angela Redish war das System einer reinen Goldwährung erst nach der Erfindung der Dampfkraft realisierbar, da die kleinste Goldmünze für den täglichen Gebrauch einen zu hohen Wert hatte. Der Wert dieser kleinsten Goldmünze entsprach mehreren Tagelöhnen und war für den Gebrauch in den unteren Volksschichten nicht zweckmäßig. Die wertvollen Goldmünzen mussten durch weniger wertvolle Silbermünzen ergänzt werden, wie es in einem Doppelwährungssystem üblich ist.
Zentralbanken.
Die Aufgabe der Zentralbanken im neunzehnten Jahrhundert bestanden darin, die Höhe der Goldreserven in dem Umfang zu halten, dass die Bindung der Währung an den Goldstandard gesichert war. Währungsrisiken bei Auslandsgeschäften wurden Anfang des neunzehnten Jahrhunderts als sehr gering angesehen und aus diesem Grund selten abgesichert. Hat eine Zentralbank den Zinssatz erhöht, so hatte dies einen Zufluss ausländischen Finanzkapitals und Goldreserven zur Folge. Das wirkte sich in den betroffenen Ländern des Finanzmittelabflusses negativ auf die Zahlungsbilanzen aus. Die Zentralbanken der betroffenen Länder waren gezwungen auf diese Entwicklung zu regieren. Dies setzte eine Kettenreaktion von Diskontsatzerhöhungen in Gang. Infolge dieser Entwicklung gab es eine Übereinkunft aller betroffenen Zentralbanken. Diese Übereinkunft sah vor, dass alle Zentralbanken an die Weisungen einer einzigen Zentralbank gebunden sein sollten. Diese weisungsgebende Zentralbank sollte die Britische sein, da sie die einflussreichste Bank war. Die Maßnahmen die von der britischen Zentralbank ergriffen wurden, sollten die anderen Zentralbanken binden. Dieses System kam in Schwierigkeiten als es zu unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklungen kam und eine gegensätzliche Entwicklung der Diskontsätze notwendig wurden.
Formen des Goldstandards.
Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts gab es ein internationales System auf der Basis einer Goldumlaufwährung. Die internationalen Währungssysteme waren sich zu dieser Zeit nicht immer ähnlich und wiesen unterschiedliche Formen auf. In Großbritannien, Deutschland, Frankreich und den Vereinigten Staaten gab es den reinen Goldstandard. Der reine Goldstandard ist dadurch gekennzeichnet, dass die im eigenen Land kursierenden Kurantmünzen ausschließlich Goldmünzen waren. Die im Umlauf befindlichen Banknoten und die Scheidemünzen konnten gegen Gold konvertiert werden. Die Zusammensetzung der Währungs- oder Devisenreserven waren von Land zu Land unterschiedlich. In Indien und einen Großteil Lateinamerikas wurden Devisen in Form von Forderungen gegenüber Ländern angenommen, deren Währungen in Gold konvertierbar waren. In Russland, Japan, Holland Skandinavien, Österreich-Ungarn und den britischen Kolonien wurden die Devisen in Form von britischen Schatzwechseln oder Bankeinlagen gehalten. Japan, Russland und Indien waren die größten Länder die diese Devisengeschäfte betrieben. Diese drei Länder hielten nahezu zwei Drittel der gesamten Währungsreserven. Die wichtigste Währungsreserve war das Pfund Sterling. Am Vorabend des Ersten Weltkrieges entfielen zirka 40 Prozent der Devisenreserven auf sie. Weitere 40 Prozent entfielen auf die französischen Francs und die deutsche Mark. Alle diese Devisenreserven waren wegen der Zinseinträchtigkeit attraktiv.